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[Termin] Die dringende Suche nach der Kernfusion – Eine Lesung mit Matthias Kreitner und Chili Tomasson; Samstag 11.05.24, Linz in journal,

Samstag, 11.05.2024, 19:00 Uhr: Verein MakArt im Volkshaus Kandlheim Edlbacherstraße 1, 4020 Linz

[Veranstaltung auf facebook]

Figuren in ein Loch stoßen und ihnen dabei zusehen, wie sie wieder herausklettern. So beschreibt Matthias Kreitner seine Texte.
Nach Jahren der Abwesenheit liest er quer durch die Genres, in Kurzgeschichten, Bühnentexten und vielleicht sogar einem Gedicht, davon, wie Menschen sind, wenn sie sich selbst überlassen werden
und wie sie werden, wenn man sie mit ihren Gedanken in eine Welt schickt, die von anderen erdacht wurde.
Musikalisch unterstützt wird er dabei vom undenkbar talentierten Chili Tomasson.

(c) Blauensteiner/Melem

Matthias G. Kreitner ist Dramaturg und Texter. Seine Texte sind in Anthologien und Literaturzeitschriften erschienen. Er lebt in Linz, wo er seit der Spielzeit 2021/22 am Theater Phönix als Dramaturg tätig ist.


Chili Tomasson schreibt Gedichte, Geschichten und Musik. Bisher veröffentlichte er etliche Studio-Alben, Texte und spielte Konzerte überall in Europa. Er ist Mitglied der Band „Lea’s Apartment“ sowie der Art-Rock/Fusion Formation „The Cinema Electric“. Außerdem schreibt er Musik für die Theaterbühne.



Dreamhopping – Filmrezension „Ebenda“ in archiv,

Schon eine Stunde vor Einlass in den Kinosaal war das Schikaneder in Wien voll, als gestern Abend das Filmdebüt von Katharina Braschel und Chili Tomasson über die Leinwand ging. Und zurecht.

„Ebenda“ setzt an, scheinbar den Alltag einer radikalen Gruppierung von Träumern um die ominöse Capitana Élise auf ihrem Weg zu Ebenda, einem Kunstwort und einer Art paradiesischen Friedenszustand, zu zeigen. Mit Fortschreiten des Films löst sich dieser Alltag jedoch in einer Reihe von Episoden auf, bei denen die Grenzen dieser Realität immer weiter ausgedehnt werden. Man stellt die Vermutung an, dass man nun in einem von Capitana Élise initiierten Kollektivträumen angekommen ist, dabei verschwimmen allerdings nicht nur die Grenzen zwischen Traum und Realität, auch innerhalb des Traumes scheinen die einzelnen Träumer ihre Verstecke gefunden zu haben, zu denen sie uns nun für einen Moment Zugang gewähren. Dabei trifft man auf die verschiedensten Tätigkeiten, denn deutlich wird, alle Szenen zeigen unheimlich aktive Menschen, auch wenn sie in einer Badewanne liegend gezeigt werden.

Die beiden Filmschaffenden haben einen Modus für ihren Film gefunden, der die Träume ohne solchen Sequenzen sonst oft anlastenden Kitsch zeigt, unterstützt von einem hervorragenden Soundtrack werden die Episoden recht nüchtern aber mit viel Acht aufs Detail gelebt. Dass der Film gänzlich ohne gesprochene Dialoge auskommt, unterstützt die Verwirklichung dieser Visionen noch zusätzlich; in Träumen muss man schließlich nicht reden, die Figuren wissen ohnehin, was sie sich zu sagen haben. Und wenn ein Film 54 Minuten ohne Text auskommt ohne Längen zu zeigen oder unverständlich zu werden, spricht das auch Bände für ihn.

Erstaunlich ist die klare Bildsprache: Ob nun in der Betrachtung eines Kunstwerkes oder dem meditativen Umschütten von Reis, der Film bringt es fertig, eine Ruhe auszustrahlen, ohne jemals passiv zu werden. Das die Traumcollage von einem ausdrucksstarken Ensemble getragen wird, das den beiden Köpfen von „Ebenda“ und sich sichtlich vertraut, macht es möglich neben dem Kollektivraum der Wohnung, in der jeder Traum seine Ecke hat, einen zweiten Faden durchgängig durch den gesamten Film zu ziehen, was der Interpretation der Einzelszenen im Zusammenhang zugute kommt.

Allen, die sich beim Filmschauen gerne Gedanken machen, kann ich „Ebenda“ wärmstens empfehlen, es ist ein langsamer Film, der seine Strukturen und Geheimnisse erst nach und nach Preis gibt, doch das gehört zu seinem Appeal. Die beiden Verantwortlichen liefern auf jeden Fall ein starkes Debüt ab, dass sich abseits von Kurzfilmgenrenormen bewegt und trotzdem nicht zum unverständlichen Arthousemovie wird. Man darf gespannt auf mehr sein!

Wer „Ebenda“ noch auf der großen Leinwand sehen will, hat vorerst noch am 30.10. die Chance, wenn der Film seine Salzburg-Premiere im daskino feiert. Ansonsten kann man ihn auf DVD erstehen, ebenso wie den ausgezeichneten Soundtrack. Meiner Meinung nach wird sich die Investition leisten, ich habe schon jetzt das Gefühl, noch neue Details am Weg nach Ebenda zu finden. Außerdem findet sich in der DVD die dem Film zugrundeliegende Kurzgeschichte, die dem Ganzen ein wenig Kontext verleiht. Ich würde allerdings empfehlen diesen Text erst nach Ansehen des Films zu lesen, so kann sich erst der richtige Aha-Effekt einstellen.

Ebenda-Facebookgruppe

Ebenda-Premiere in Salzburg, daskino

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iterationen ist mein digitales journal.

Iterationen deshalb, weil das hier eine neue Iteration einer alten, sich entwickelten Instanz ist, aber auch weil sich hier immer neue Iterationen von Gedanken finden werden.