Vor etwa zwei Jahren ging hier ein großes Redesign über die Bühne. Nach vielen Jahren mit einem relativ simplen 0815-Wordpress-Theme wollte ich weg von der Blog-Ästhetik. Das ist mir optisch damals ganz gut gelungen, strukturell kam ich allerdings aufgrund des zugrundeliegenden WP-backends nie wirklich von der „landing page mit neuesten Posts“ weg. Deshalb war ich von Beginn weg nie komplett zufrieden damit, was ich damals erstgewesen v2 titelte – intern, in meinem Kopf.
Nach mehreren Versuchen, diese Struktur innerhalb des Frameworks aufzubrechen, blieb ich mit meinen sehr geringen Kenntnissen des Codes immer wieder stecken, was die Erkenntnis zu Tage förderte, dass ich eben außerhalb des Frameworks basteln müsste. Mit dem Ergebnis, dass ich die letzten Wochen an einer komplett statischen Website gewerkt habe, die diese hier ablöst.
erstgewesen ist damit nun das, was ich vor zwei Jahren angestrebt hatte: Ein Portfolio meines Werkens, ein Knotenpunkt für alle meine Texte und sonstige (externe) Projekte. Ich habe mich sogar dazu durchgerungen, einige meiner Bilder abzufotografieren und einzubauen. Designtechnisch will ich hier die wunderbare Website von Craig Mod anführen, der vor allem seine vielen Essays präsentiert, das aber in einer sehr simplen und strukturkreativen Weise schafft. Das händische Schreiben von html-Seiten ging ganz gut vorwärts und mit der Zeit kamen die Automatismen, die sich mein dreizehnjähriges Selbst erarbeitet hatte, wieder.
Der/das Blog und das Design von v2 ist aber, wie ihr seht, immer noch hier. v2 gefällt mir immer noch sehr gut, für genau das, was es ist, ein/einen Blog. Und genau diese Funktion wird das hier in Zukunft einnehmen. Hier werden sich (hoffentlich) mit der Zeit journal-entries anhäufen, kurze Texte, Gedanken und Skizzen von Ideen. Nicht mehr Kurzgeschichten oder kulturtheoretische Essays, die haben ja jetzt einen Platz im Portfolio, wo ich sie sehr individuell in Szene setzen kann, wenn ich das möchte. Das hier soll – so der Plan – an eine ältere Blog-Tradition anschließen.
Aus diesen Gedanken heraus kommt auch der neue Name, samt subdomain. Iterationen deshalb, weil das hier eine neue Iteration einer alten, sich entwickelten Instanz ist, aber auch weil sich hier immer neue Iterationen von Gedanken finden werden. Eines meiner großen Themen, mit denen ich mich ständig auseinandersetze, ist die performative Wiederholung, loops und Schichtungen und Anhäufungen von Wissen. iterationen//erstgewesen stelle ich intensiver als zuvor in diesen Kontext, während sich erstgewesen mit v3 etwas herauszieht.
Blogs sind nach wie vor zentrale Knotenpunkte des Internets, wie ich finde. kottke.org ist nach wie vor eine meiner häufigst besuchten Seiten, auch in Zeitalter von social media und repositories wie reddit. Craig Mods Newsletter sind mit die einzigen Emails, auf die ich mich freue. Vor gefühlt einem Jahr löschte ich meinen Twitteraccount. Einen rss-reader verwende ich immer noch. Und wieviele Podcasts ich höre und wieder-höre, kann ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht genau sagen.
Die aktuelle weltweite Situation hat das alles hier etwas beschleunigt, beide Seiten – erstgewesen und iterationen – brauchen bestimmt noch bugfixes und wohl auch Anpassungen im Layout. Aber iterationen gibt mir einen Ort, meine Gedanken auszuformulieren und auf sie zurückzukommen. Hier ist vielleicht auch die passende Stelle, um zu sagen: Nein, das hier hat keine Kommentarspalte mehr. Ich war mit dem Format von Blogkommentaren nie besonders glücklich, weil sie a) zu oft von diversen bots übernommen wurden und b) meistens zu keinem richtigen Austausch geführt haben. Ich freue mich über Kommentare per Email, aber nochviel mehr über pingbacks. Ich vermisse ja auch immer noch video replies auf youtube ca. 2008.